3. Der Schädel aus dem Beinhaus |
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Standort: Kirchhof, Beinhaus
Ein tollkühner Bursche von knapp zwanzig Jahren, der gerne mit seinen Taten prahlte, schilderte wieder einmal eines seiner gefährlichen Abenteuer, bei dem er keinerlei Angst gezeigt habe. Seine Kameraden aber forderten endlich einen Beweis seiner Furchtlosigkeit. Der junge Bursche zögerte nicht lange und erklärte, er wolle gleich ins Beinhaus bei der Kirche gehen, dort den Schädel seines Onkels Willibald holen und ihn zu den Freunden bringen und auf den Tisch legen.
Nachts ins Beinhaus einzudringen, in welchem die Gebeine aller einst auf dem Friedhof Beerdigten aufgeschichtet lagen, wagte sonst niemand. Und erst recht nicht, dort einen Schädel zu entfernen. Aber der Prahlhans machte sich unerschrocken auf den Weg, öffnete das Tor zum Kirchhof und ging entschlossen auf das Beinhaus zu. Modrige Luft schlug ihm entgegen, als er zögernd eintrat. Er entzündete mutig eine Kerze und begann, im gespenstisch flackernden Schein nach dem Schädel seines Onkels zu suchen. Als er ihn entdeckte, nahm er ihn rasch an sich und verliess aufatmend die schauerliche Stätte.
Stolz machte sich der Bursche auf den Rückweg zu seinen Freunden. Als er aber die Burggasse hinaufstieg, wurde der Schädel immer schwerer und schwerer. Erschrocken betrachtete er ihn, als dieser plötzlich unter unheimlichem Knarren den Kiefer bewegte. Es hörte sich an, wie das Geräusch des grossen Burgtors auf dem Wartenberg, wenn man es öffnet. Nun begann der bis anhin tapfere Bursche zu zittern. Und als der Schädel seines Onkels ihm mit Grabesstimme befahl, ihn sofort wieder ins Beinhaus zurückzubringen, rannte er erschrocken zur Kirche zurück und legte den Schädel wieder an seinen Platz.
Seine Freunde hatten vergeblich auf die Rückkehr ihres Kameraden gewartet. Am folgenden Morgen liefen sie zu seinem Haus. Aber da war er nirgends zu finden. Nun machten sie sich auf die Suche und fanden ihn schliesslich im Beinhaus. Er lag mit starren Augen tot am Boden.